About Talking Archive




Lebensgeschichtliche Erzählungen, Fotografien, Dokumente und Objekte gewähren uns aufschlussreiche Einblicke in das gesellschaftliche Leben verschiedener Epochen und Kulturen.
Jeder Mann, jede Frau, jeder Gegenstand hat eine persönliche Geschichte. Da gesellschaftliches Leben in einer Gemeinschaft vollzogen wird, tritt aus der Vielfalt individuellen Erinnerungen und Objekte ein gemeinsames Gedächtnis zutage.
Viele Erinnerungen aus der Vergangenheit werden für künftige Generationen verloren gehen, wenn sie nicht jetzt erzählt und gesammelt werden. Um diese Zeugnisse für die Nachwelt festzuhalten, führt „Talking Archive - Institut für Oral History, Videohistory und audiovisuelle Kommunikation" Video- und Audiointerviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen durch. Die Interviews werden archiviert und sollen als Grundlage von Dokumentationen zu speziellen Themen, sowie auch als historische Quellen für künftige Generationen dienen.
Zusätzlich sammeln wir Fotos, Dokumente, Objekte etc., die verschiedene Themen des Alltags- und das gesellschaftliche Leben behandeln.
In diesem Weblog wollen wir einen Einblick in unsere Sammlung geben. Die Erzählungen in Form von podcasts oder schriftliche persönliche Aufzeichnungen spiegeln natürlich die subjektive Realität der interviewten Personen wider. Wir bemühen uns daher, zu den jeweiligen Themen weiterführende Informationen zu geben und eine Literatur- oder Linkliste beizustellen.
Um unsere Arbeit der Öffentlichkeit anzubieten, planen wir unsere Sammlungen in Form von Webseiten verfügbar zu machen.

Work in Progress Projekte

Wir arbeiten zur Zeit an folgenden Projekten:
 

Ludwig P. - Äthiopien 1920 - 1940
Lebenserinnerungen des in den 1920er Jahren von Österreich nach Afrika ausgewanderten
Ludwig P. Webseite.

Wir singen für eine bessere Welt
Lieder der politischen und sozialen Bewegungen in ihrem Kampf gegen Unterdrückung, Ausbeutung, Armut und Unrecht, und im Kampf für eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Webseite

Rebel Girls
Die Rolle der Frauen bei den “Industrial Workers of the World“ (Wobblies), eine Gewerkschaft, die 1905 in Chicago gegründet wurde. Diese Industriegewerkschaft organisierte insbesondere die von der traditionellen Arbeiterbewegung vernachlässigten gesellschaftlichen Gruppen: Frauen, ungelernte ArbeiterInnen, WanderarbeiterInnen und ImmigratInnen. Das Projekt konzentriert sich auf die Aufarbeitung der Jahre 1905 -1920. Webseite in Vorbereitung.

United States Forces in Österreich 1945-1955
Interviews, Fotografien und Dokumente, die das Leben der United States Forces in Österreich 1945-1955, vor allem in Salzburg, illustrieren. Webseite (in englischer Sprache) in Vorbereitung.

Milan P. - From Serbia to America
Rekonstruktion der Lebensgeschichte von Milan P., Offizier der königlich Jugoslawischen Armee, der nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in seine Heimat zurückkehrte. Die Aufarbeitung (an Hand von Bildern und Dokumenten) konzentriert sich vor allem auf das Leben Milan P´s im Exil: Sein Aufenthalt als Displaced Person in deutschen Lagern, Emigration und sein Leben in den USA. Webseite (in englischer und serbischer Sprache) in Vorbereitung.

Sei wie das Veilchen im Moose ...
Poesiealben (Freundschafts-, Stammbücher, war (ist) eine vor allem bei Mädchen beliebte Form der Freundschaftsbezeugung. Historisch gesehen sind diese Poesiebücher heute auch anschauliche Zeitdokumente, weil sie uns durch Text, Ausdrucksweise und Auswahl der Illustrationen vielseitige Einblicke in die jeweilige Zeit ermöglichen. Webseite in Vorbereitung.

In unserer Sammlung befindet sich zusätzliches Material  zu folgenden Themen:
Alltagsleben in Österreich seit 1920 (Photographien und Interviews)
Österreich 1945-1955 (Interviews, Fotos)
Strukturwandel im ländlichen Raum (Interviews)
Emigration, Exil (Fotografien, Interviews, div. Dokumente)

Ludwig P. - Äthiopien 1920-1940


Ludwig P. - Äthiopien 1920-1940  Webseite
sind die schriftlichen Lebenserinnerungen und Fotografien Ludwig P.s, der in den 1920er Jahren von Österreich nach Afrika ausgewandert ist und dort bis 1943 lebte.
Seine Schilderungen der historischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse in Äthiopien während der 1920er und 1930er Jahre werden mit zusätzlichen Hintergrundinformationen ergänzt.

Wir singen für eine bessere Welt

 

Seit Jahrhunderten spielen die Lieder der politischen und sozialen Bewegungen in ihrem Kampf gegen Unterdrückung, Ausbeutung, Armut und Unrecht, und im Kampf für eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse eine bedeutende Rolle.
Diese Musik ist gesungene Geschichte, international und vielfältig - sie ist ein musikalisches Vermächtnis. Jedes dieser Lieder hat seine eigene Geschichte, die auf der Webseite "Wir singen für eine bessere Welt" erzählt wird.

Der Juliputsch 1934 - Bei uns war es schrecklich

Die Ereignisse im Juli 1934, die in die Geschichte als „Juliputsch“ eingingen, waren der erste Versuch der Nationalsozialisten, die Macht in Österreich zu über-
nehmen.
Am 25. Juli 1934 stürmten 150 SS-Leute, als Soldaten und Polizisten verkleidet, das Bundeskanzleramt in Wien. Dabei wurde Engelbert Dollfuß, der Bundes-
kanzler des autoritären Ständestaates, durch mehrere Schüsse getötet. Gleichzeitig wurde der Rundfunk besetzt und Falschmeldungen gesendet. 

Auch in mehreren Bundesländern (Steiermark, Kärnten, Oberösterreich und Salzburg) brach der Aufstand der illegalen Nationalsozialisten aus. Dabei wurden Gendar-
merieposten und Ämter besetzt, Telefonleitungen unter-
brochen und Straßen- und Bahnlinien kontrolliert. Politische Gegner wurden oft verhaftet und nicht selten misshandelt.


Der Aufstand konnte schließlich nach einigen Tagen durch die Polizei und das Bundesheer niedergeschlagen werden. 13 Menschen wurden hingerichtet und 4000 in Anhaltelager eingewiesen. Viele der Aufständischen konnten jedoch ins Ausland flüchten.
Die Kämpfe forderten über 100 Tote und 500 Verletzte.



Weblinks:

Schattendorf 1927 - Wir sind als Kinder da immer mitgelaufen


Die Ereignisse von Schattendorf im Jahre 1927 hatten bedeutende Folgen für die Geschichte Österreichs in der Ersten Republik.
Im Januar 1927 kam es in der burgenländischen Gemeinde Schattendorf zu einem folgenschweren Zusammenstoß zwischen Mitgliedern des Republikanischen Schutzbundes und der Frontkämpfer-
vereinigung. Konfrontationen zwischen den beiden Gruppen – von Wortgefechten bis zu Prügeleien – standen in den 1920-er Jahren in Österreich auf der Tagesordnung, in Schattendorf jedoch wur-
den während den Auseinandersetzungen ein achtjähriges Kind und ein Kriegsinvalide, der dem Schutzbund angehörte, von Frontkämpfern erschossen.
Die Nachricht von dem blutigen Ereignis löste in ganz Österreich tiefe Betroffenheit aus. Während des Begräbnisses der beiden Opfer wurde ein 15-minütiger Generalstreik ausgerufen, Tausende nahmen an den Begräbnisfeierlichkeiten teil.
Die Täter von Schattendorf konnten rasch ermittelt werden, sie wurden jedoch im Sommer 1927 von der Justiz freigesprochen.
Dieses unerwartete Urteil führte zu zahlreichen Protestaktionen. Tausende protestierten in der Wiener Innenstadt, wo die Polizei gewaltsam gegen die DemonstrantInnen vorging. Die Massen-
versammlung endete mit dem Brand des Justizpalastes. Auf Seiten der Demonstranten waren
85 Tote zu beklagen, die Polizei hatte vier Todesopfer und auf beiden Seiten gab es Hunderte von Schwer- und Leichtverletzten.



Weblinks:
Tageszeitungen vom 31. Jänner 1927
Tageszeitungen vom 15. Juli 1927
Wikipedia
Archivfilm: Julirevolte, Brand des Justizpalastes, 15.7.1927

Schattendorf-Der-Anfang-vom-Ende-der-Republik (Standard, 30.Jänner 2017)
 
Literatur:
Gerhard Botz, Gewalt in der Politik: Attentate, Zusammenstöße, Putschversuche,
Unruhen in Österreich 1918-1938, 1983
Hellmut Andics, Der Staat, den keiner wollte, 1962
Hugo Portisch, Die unterschätzte Republik, 1989
Isabella Schiller, Der "Schattendorfer Prozeß" von 1927 im Spiegel der Salzburger Zeitungen, 1998
Josef Hindels, 15. Juli 1927. Niemals vergessen!, 1977
Karin Masek, Schattendorf und der Justizpalastbrand 1927 im Spiegel der Wiener Tagespresse, 2004
Norbert Leser und Paul Sailer-Wlasits (Hrsg.), 1927 – als die Republik brannte. Von Schattendorf bis Wien, 2002
Ute Bauer, 30. Jänner 1927. Der Zusammenstoß von Schattendorf, 1995
Winfried R.Garscha, Barry MacLoughlin, Wien 1927, Menetekel für die Republik, 1987